Bügeln – Gut gebügelt, ist halb genäht
Diese Schneider Weisheit gilt noch heute. Anfänger unterschätzen das Bügeln, dabei ist dieser Arbeitsschritt genauso wichtig wie das Nähen. Es erleichtert dir die Arbeit enorm. Als Faustregel gilt, nach jeder Naht solltest du bügeln. Das verbessert Sitz und erleichtert dir die darauf folgenden Arbeitsschritte.
Das brauchst du zum Bügeln:
Bügeleisen und Bügelbrett sind notwendig. Ärmelbrett, Ärmelbügelkissen, Bügeltuch, Bügelkissen und eine Sprühflasche mit destilliertem Wasser erleichtern das Bügeln erheblich. Eine Beschreibung der einzelnen Utensilien findest du hier.
Bügeltechniken:
Die Bügeltemperatur richtet sich nach dem Material. Baumwolle wird z.B. sehr heiß gebügelt, Chemiefasern vertragen dagegen nur wenig Hitze. Bei Mischgewebe sollte man sich immer nach der empfindlicheren Faser richten. Nehmt einen Stoffrest und macht zuerst eine Bügelprobe. Testet auch die Wasserverträglichkeit! Manche Stoffe brauchen Feuchtigkeit, manche bekommen Flecken bei unregelmäßigem Auftrag.
Nahtzugaben: Werden 2 Teile genäht, wird die Naht auf eine Seite oder auseinander gebügelt.
Dabei bügelt man auf der linken Seite auf dem Bügelbrett. Nähte die einzeln versäubert sind, bügelt man auseinander. Nähte, die nicht versäubert werden, weil sie z.B. vom Futter verdeckt sind, behandelt man ebenfalls so.
Zusammen versäuberte Nähte werden in eine Richtung gebügelt. Teilungsnähte wie z.B. Englische Naht und Wiener Naht bügelt man zur hinteren bzw. vorderen Mitte. Richtung Rückteil werden folgende Nähte gebügelt: Seitennähte, Schulternähte und Armnähte.
Ränder vermeiden: Bei dünnen empfindlichen Stoffen, können sich die Ränder der Nahtzugabe auf die rechte Seite durchdrücken. Ein Papier dazwischen legen hilft in den meisten Fällen. Falls trotzdem Abdrücke entstehen, sollte man nochmals die obere Lage ohne Nahtzugabe bügeln.
Rundungen sollten mehrmals eingeschnitten werden. Ausserdem sollte man diese über ein Bügelkissen bügeln, um die richtige Form zu erhalten.
Glanzstellen werden verhindert, indem man möglichst von links bügelt oder mit feuchtem Bügeltuch auf der rechten Seite bügelt. Entstehen doch glänzende, blank gebügelte Stellen, wurde zu heiß gebügelt. Mit einem mehrfach gefalteten nassen Tuch kann man ohne Druck nochmals drüber bügeln. Das noch dampfende Tuch entfernen und den Stoff bürsten. Flach gepresste Härchen stellen sich wieder auf, der Glanz verschwindet, wenn die Stelle nicht zu stark beschädigt wurde. Ein getränktes Tuch mit Essig hilft auch manchmal (Vorsicht! Erst auf Rest testen!!).
Geheftete Nähte/Stecknadeln: sollten nicht oder nur leicht gebügelt werden. Es können unschöne Abdrücke entstehen, die schwer wieder zu entfernen sind.
Kreidelinen: bevor man diese bügelt, sollten diese ausgebürstet werden. Ansonsten können Reste überbleiben.
Empfindliche Stoffe sollten mit Bügeltuch gebügelt werden. Leicht durchsichtiges Bügeltuch ist besonders praktisch, da man genau sieht, wo man bügelt.
Gewebe mit Flor sollte immer von links mit wenig Druck gebügelt werden.
Beim Nähen von Jersey entstehen gewellte Säume. Je dehnbarer, desto mehr verzieht sich die Naht. Mit einer Overlock mit Differentialtransport verringert sich die wellenförmige Naht. Einbügeln ist dabei das Zauberwort, um diese unschönen Wellen wieder zu entfernen. Mit viel Dampf über dem Nähgut schweben, dann immer mehr senken, bis die Naht glatt ist. Alternativ kann man auch Wasser aus der Sprühflasche auftragen und vorsichtig darüber bügeln.